Als einer der typischen Berge im nördlichen Vorland des
Zittauer Gebirges besitz der 510 Meter hohe Oderwitzer Spitzberg nach allen
Seiten die Gestalt eines breiten Kegels. Die Hänge steigen flach konkav bis
zu den steilen, jetzt wieder sichtbaren Gipfelfelsen hinauf.
Der Berg entstand bereits an der Wende vom Alt- zum Jungtetiär. Dies
erfolgte im ursächlichen Zusammenhang mit dem Herausheben des Erzgebirges,
welches auch in der Oberlausitz eine intensive vulkanische Tätigkeit
auslöste. Nach gewaltigen Ascheausbrüchen ergoss sich aus Spalten und
Schloten Basaltlava in breiten Strömen und bildete über 100 Meter mächtige
Gesteinsdecken. In die Basalt- und Aschemassen drang später zähflüssigere
Phonolithlava ein, durchsetzte sie mit Gängen oder überlagerte sie
deckenartig. Nach anschließender intensiver Abtragung bildeten die
Phonolithkerne in den Basaltdeckenresten flache Kuppen oder sanfte
Kegelberge mit Gipfelklippen aus, wie den landschaftlich markanten
Oderwitzer Spitzberg. Die Anordnung der Gesteinssäulen zeigt, dass die
Gipfelklippen des Berges den Rest einer Schlotkraterfüllung darstellen.
Unser Berg, der bereits 1596 in Urkunden genannt wird, bekam durch den um
1850 einsetzenden Steinbruchbetrieb seine steilen Phonolithwände im Norden,
Osten und Süden. Um 1785 besuchte der Naturforscher Leske die Gegend und
beschrieb in einem Buch den geologischen Aufbau des Oderwitzer Spitzberges.
Mit der aufkommenden Romantik in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der
Berg wegen seiner fantastischen Aussicht oft besucht.
Aber die Besteigung war nicht ungefährlich und so musste Prinz Friedrich
August im Jahre 1825 beim Abstieg von zwei Einheimischen gerettet werden.
War früher der Berg ganz unzugänglich und nur Tummelplatz der
kletterlustigen Jugend, so wurde um 1860 der Felsrücken eingeebnet und ein
Gesellschaftsplatz angelegt. Der 1882 gegründete Gebirgsverein legte Wege
und brachte Schutzgeländer an.
Das Aussichtsplateau, das seit 1864 die Stationssäule der mitteleuropäischen
Gradmessung trägt, wurde ebenfalls mit einem Geländer versehen, auf dem die
einzelnen Fernsichtpunkte markiert sind. Durch den Oderwitzer Gebirgsverein
wurde dann 1891 eine behagliche Baude auf dem Berg eingerichtet. Höhepunkt
der touristischen Geschichte war das Jahr 1904, als sich Vertreter aller
Gebirgsvereine Mitteldeutschlands und Schlesiens auf dem Oderwitzer
Spitzberg trafen!
1922 erfolgte dann an der Nordseite des Berges der Bau einer
Skisprungschanze, auf der 1936 der erste "Kunstschnee-Wettkampf"
Deutschlands aus einem Belag von Fichtennadeln stattfand. Auch wurde eine
schöne Natur-Rodelbahn angelegt, auf der bis in die 50er Jahre auch
Ski-Abfahrtsrennen durchgeführt wurden. Aber auch die hohen Felswände zogen
die Bergsteiger magisch an. Die Klettergilde "Türmer 13" mit Karl Kühne,
Georg Krause und Fritz Kriesing durchstiegen bereits 1930 einige Wege am
Hauptgipfel und in den hohen Talseiten. 1952 entstand in Oderwitz eine
Klettersektion, der Heinz Urban, Manfred Gliffe, Siegfried Pilz und Arthur
Strecha angehörten. Dabei wurden 8 verschiedene Routen in der Ost- und
Nordseite durchstiegen. Herausragendste Leistung war die Begehung der 56
Meter hohen "Niederschdurfer Kante", die damals nur mit Schlingen
abgesichert wurde!
Eigentlich in Vorbereitung auf die "Hohe Tatra", wurden 1964 einige Wege in
der Ostwand durch Hans-Jürgen Pollack und Manfred Thiele durchstiegen. Dabei
wurden auch Haken geschlagen.
Von 1964 bis 1965 wurde die Spitzbergbaude rekonstruiert. Den entstehenden
Bauschutt, auch Plaste-, Farb- und Asbestabfälle verkippte man einfach in
die Nord-, Ost- und Südwände.
Die entstandene Vegetation auf kontaminierten Boden wurde dann von den
Naturschützern als äußerst wertvoll angesehen! Der Oderwitzer Spitzberg
büßte mit dem Zuwachsen der Felsen sein Wahrzeichen ein.
Erst mit der Eröffnung der 587 Meter langen Sommerrodelbahn im Jahre 1993
durch Gernot Heinrich, gewann der Berg an Attraktivität. Bereits ein Jahr
vorher wurden die Felsen des Oderwitzer Spitzberges in einem "Deutschen
Kletteratlas" von Richard Goedeke vorgestellt.
Der Oderwitzer Ski- und Bergfreund Volker Heinrich, der durch seinen
Aufstieg und die Skiabfahrten mit seinem Bruder Lutz (1985 vom 5642 Meter
hohen Elbrus, 1986 vom Kasbek sowie 1989 vom 7134 Meter hohen Pik Lenin im
Pamir unter Betreuung seines russischen Alpinistenfreundes "Alex Parchin")
bekannt wurde, suchte 2002 für seine Jugend- und Kindergruppe ein
Sportklettergebiet.
Sein Blick fiel auf den nahen Oderwitzer Spitzberg. In vielen Hundert
Stunden wurden die Felsen von ihm, seinen Kindern und Jugendlichen von Bau-,
Farb-, Plaste- und Asbestabfällen beräumt. Über 60 attraktive, gut
gesicherte und lange Kletterwege im jetzt sauberen Fels wurden angelegt.
Dabei halfen ihm einheimische und tschechische Bergfreunde. Die vielen neuen
TÜV-geprüften Haken und Abseilösen wurden von Volker Heinrich großzügig
gesponsert. Vor der Kulisse von vielen einheimischen Freunden wurde der
Klettergarten am 25. Mai 2003 in Anwesenheit des Bürgermeisters von Oderwitz
und von der Oberlausitzer Kletterprominenz eröffnet.
Die Felsen am Oderwitzer Spitzberg wurden bekannt, neben deutschen
Kletterern, traf man in den Wänden auch dänische, tschechische, französische
und australische Bergsteiger an.
Dieser Erfolg wurde durch die vielfachen Einsprüche der Unteren
Naturschutzbehörde getrübt. 2004 kam es deshalb zu einem Rechtsstreit. Im
erfolgten Urteil kam es zur Genehmigung des Kletterns in der Süd-, Ost-,
Mittel- und Nordwand des Oderwitzer Spitzberges.
Unter den Klängen von Alpenhörnern auf dem Oderwitzer Spitzberg wurde im
Jagdzimmer der Spitzbergbaude am 5. Januar 2005 der Förderverein "Oderwitzer
Spitzberg e. V." gegründet. Dieser Verein wird sich um den weiteren Ausbau
und die Instandhaltung des Sportklettergartens bemühen. Der Bau einer
kleinen Schutzhütte am Fuße des Felsens ist vollbracht. |